Mit einem interdisziplinären Projektworkshop schärfte das Projektteam zusammen mit Kolleg*innen aus der Geschichtswissenschaft, der Medienwissenschaft und der Kunstgeschichte den Blick auf den Zusammenhang von Emotionen und Bildern. An Beispielen aus dem Projektarchiv und Bildern die in der Arbeit der eingeladenen Kolleg*innen eine Rolle spielen, diskutierte der Kreis die komplexe Überlagerung verschiedener Analyseebenen.
Mit dem Projektteam diskutierten im Workshop:
- Kathrin Fahlenbrach, Professorin für Medienwissenschaft an der Universität Hamburg, die bislang sowohl zu Medienstrategien sozialer Bewegungen („Protestinszenierungen“ Westdeutscher Verlag, 2002) als auch zu Emotionen in fiktionalen audiovisuellen Medien („Audiovisuelle Metaphern“ Schüren-Verlag, 2010) forschte, stellte erste Analysen zu Memes der identitären Bewegung vor. Sie vertrat die These, dass diese Memes durch Bildgestaltung und sprachliche Rahmung sowohl intuitiv als auch bewusst moralische Emotionen wie Empörung, Verachtung und sozialen Ekel bei Betrachtern evozieren sollen.
- Uffa Jensen, Professor am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin, der in emotionshistorischer Perspektive unter anderem zu „Zornpolitik“ (Suhrkamp, 2017) publizierte und zurzeit die Sammlung Langermann mit 10.000 antisemitischen Bildern dauerhaft in ein Archiv überführt. An einer Zeichnung und einer Karikatur stellte Jensen die Typologisierung des „Juden“ Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vor und verwies auf die zentrale Rolle des Ekels in der Rezeption dieser Bilder.
- Charlotte Klonk, Professorin für Kunst und Medien an der Humboldt-Universität Berlin („Terror. Wenn Bilder zu Waffen werden“ Fischer, 2017), zeigte am Beispiel der Fotografie „Falling Man“ von Richard Drew, wie Bilder das kollektive Imaginäre des Terrors repräsentieren und dabei, spezifisches Wissen und Nähe zum Ereignis vorausgesetzt, mit einem emotionalen Überschuss gelesen werden.
- Jan Plamper, Professor für Geschichte am Goldsmith College („Geschichte und Gefühl“ Siedler, 2012), knüpfte an die Analyse antisemitischer Bildsprache an. Er argumentierte, dass sich die antieuropäische Kampagne der ungarischen Regierung, die Investor George Soros im Rücken des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker zeigt, dieses Bildwissen in subtiler Form aufruft.