Im Rahmen der Tagung „Bekenntnisse. Formen und Formeln“ im Warburg-Haus Hamburg stellte Simon Teune am 10. Februar 2018 erste Eindrücke aus dem in Archiven gehobenen Bildmaterial vor. Das breit gefächerte Tagungsprogramm spiegelte den interdisziplinären Ansatz der Isa Lohmann-Siems Stiftung wider, durch deren Stipendiat_innen die Tagung organisiert wurde. Die geladenen Vorträge beleuchteten Bekenntnisse als kommunikative Form – von Narrativen des Schuldenbekenntnisses bei Privatinsolvenz über kriminalpsychologische Perspektiven auf das falsche Geständnis bis hin zur synästhetischen Inszenierung frühchristlicher Taufrituale.
Der Vortrag von Simon Teune widmete sich dem visuellen kommunikativen Handeln, das beim Bekenntnis zur Antiatombewegung zum Tragen kommt. Versteht man Bilder und Symbole als visuelle Anzeiger von Zugehörigkeit zu einem Kollektiv, so kommt ihnen eine zentrale identitätsstiftende Bedeutung zu. In der Produktion und Distribution dieser Bilder eignen sich Medienaktivistinnen und -aktivisten kollektiv die jeweils verfügbaren Technologien an. Solche Visualisierungen werden in Alltagspraktiken des Zeigens verwendet, um erstens sich selbst der Zugehörigkeit zu einer Bewegung oder zu einer diese Bewegung formierenden Gruppe zu vergewissern und zweitens diese Zugehörigkeit nach außen sichtbar zu machen. Das Repertoire solcher Alltagspraktiken umfasst unter anderem das Plakat in der WG-Küche, Buttons an der Kleidung, Fahnen am Balkon oder Profilfotos in sozialen Medien.
Nachtrag (Februar 2019): Aus der Tagung ist der Sammelband „Bekenntnisse. Fromen und Formeln“ (Reimer-Verlag, 2019) hervorgegangen.
Abbildung: Ausschnitt aus der Tagungsbroschüre der Isa Lohmann-Siems Stiftung