Podiumsdiskussion zu visuellen Strategien der Neuen Rechten

Um Ergebnisse der Forschung zur Bildsprache der völkischen Bewegung zu diskutieren, nutzt das Projekt das Format der Bewegungsgespräche, einer Veranstaltungsreihe, die von der Tageszeitung taz, dem Forschungsjournals Soziale Bewegungen und dem Institut für Protest- und Bewegungsforschung getragen wird.

Ort: taz Kantine, Friedrichstraße 21
Zeit: 12. Juni 2019, 19 Uhr

Memes, die Geflüchtete als Bedrohung zeichnen, Ikonen der Popkultur, die für rassistische Politik vereinnahmt werden – die Rechte hat sich nicht nur auf der Straße und in der Parteienlandschaft neu aufgestellt, sondern sie hat auch ihre Bildsprache geändert. AfD, organisierte Neonazis und lose Netzwerke nutzen gezielt Bilder und visuelle Gestaltung, um Unterstützung für ihre Botschaften zu finden. Dabei bedienen sie sich digitaler Kulturen und sie entwenden Formen, die für progressive Politik standen. Die Aktionen der Identitären sind bewusst an das von Greenpeace perfektionierte David-gegen-Goliath-Motiv angelehnt; die rassistische Umdeutung von Pepe, dem Comicfrosch, ist auch ein Symbol für das Überlegenheitgefühl gegenüber den aufgeregten Reaktionen auf die neue rechte Hegemonie. Diese visuellen Strategien bauen auf einer neuen technischen Infrastruktur auf: Smartphones, soziale Medien, Imageboards und Messenger-Dienste. Aber sie wurzeln auch tief in menschenverachtender Bildsprache: in antisemitischen Stereotypen, die im späten 19. Und frühen 20 Jahrhundert geprägt wurden oder dem gigantomanischen Kitsch des Nationalsozialismus. Das Bewegungsgespräch fragt nach den Strategien und Andockmanövern zur Populärkultur durch die Rechten, beleuchtet die veränderten Bedingungen für die Kommunikation mit Bildern von rechts, die erhofften Wirkungen und mögliche Gegenstrategien.

Es diskutieren:

  • Lisa Bogerts, Institut für Protest- und Bewegungsforschung
  • Heiko Koch, Antifa-Rechercheur, Autor des Buches „Casa Pound Italia“ (Unrast 2013)
  • Simon Teune, DFG-Projekt „Bilder der Empörung“, TU Berlin, Institut für Protest- und Bewegungsforschung

Moderation: Malene Gürgen, taz

Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

Gastvortrag im HCU-Seminar „Widerständige Bilder – Bilder des Widerstands“

Am 28. November war Simon Teune eingeladen, an der HafenCity Universität Hamburg im Seminar „Widerständige Bilder – Bilder des Widerstands“ aus seiner Forschung zur Berichterstattung über Großdemonstrationen zu berichten. Das Seminar im Studiengang „Kultur der Metropole“ stellt Fragen, die sich zum Teil mit denen des Projektes überschneiden. In der Seminarbeschreibung heißt es:

Welche Bilder den Diskurs dominieren und
im Gedächtnis bleiben hat Auswirkungen auf
unsere (Re)Konstruktion von Wirklichkeit und
auf alle Narrative die unsere Wahrnehmung
steuern. Dabei spielen zum einen Bilder des
Widerstandes eine zentrale Rolle – vor allem aber
werden auch widerständige Bilder, die für einen
Gegenentwurf der gängigen Erzählung stehen,
immer wichtiger.

Der Vortrag von Simon Teune basierte im Wesentlichen auf Erkenntnissen aus dem Forschungsprojekt  „Großdemonstrationen in der Medienberichterstattung“ am Institut für Protest- und Bewegungsforschung, das die Berichterstattung in Printmedien, Radio- und Fernsehnachrichten zu sieben Protestereignissen seit 2003 analysierte. Im Mittelpunkt der Diskussion standen aber weniger die weiter zurückliegenden Proteste gegen die Agenda 2010 oder für den Atomausstieg nach dem Reaktorunfall von Fukushima. Stattdessen spielte die Einordnung der Ereignisse um den G20-Gipfel in Hamburg eine große Rolle und die Frage nach dem Verhältnis professioneller Medien zu sozialen Medien und denen über sie unmittelbar verfügbaren Protestbilder.

Screenshot: Handyvideo eines Busfahrgastes während des G20-Gipfels in Hamburg, via abendblattv@Youtube